Autorin: Dr. Ilse Steiner, MSc
In zwei rezenten systematischen Übersichtsarbeiten wurde die lokale und/oder systemische Gabe von Statinen zusätzlich zur nicht-chirurgischen oder chirurgischen Parodontaltherapie (PT) in präklinischen (1) und klinischen Studien (2) genau unter die Lupe genommen.
Statine (3-Hydroxy-3-methyl-glutaryl-Coenzym-A-Reduktaseinhibitoren) gehören zur Arzneimittelgruppe der Lipidsenker und finden eine breite Anwendung in der Primär- und Sekundärprophylaxe der koronaren Herzkrankheit. Zusätzlich verfügen sie über anti-inflammatorische und anti-mikrobielle Eigenschaften, inhibieren gewebezerstörende Enzyme (z.B. Matrixmetalloproteinasen) und fördern die Knochenbildung, was zur gezielten Untersuchung von Statinen als Zusatz in der nicht-chirurgischen und chirurgischen PT führte.
In den meisten präklinischen Studien (experimentelle Parodontitis hauptsächlich an Nagetieren) bewirkten lokal oder systemisch verabreichte Statine einen signifikant geringeren Knochenverlust bzw. eine verbesserte knöcherne Regeneration gegenüber den Kontrollgruppen. Eine vollständige parodontale Regeneration durch Statingabe konnte bis dato jedoch in keiner präklinischen Studie nachgewiesen werden.
In der systematischen Übersichtsarbeit der klinischen Studien konnten 19 Publikationen eingeschlossen werden: lokale Applikation (13 Studien), systemische Applikation (2 Studien), intraoperative Applikation (4 Studien).
Nur die lokale Verabreichung als Zusatz zur konservativen Parodontaltherapie (Scaling and Rootplaning), nicht aber die systemische Applikation, führte zu statistisch signifikanten Ergebnissen:
- Höhere Reduktion der Sondierungstiefe
- Höhere Verringerung der radiologischen Defekttiefe
- Höhere Verringerung der Blutungsindizes
- Höherer CAL Gewinn
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Drei der 4 inkludierten chirurgischen Studien zeigten signifikant positive Effekte der Statinapplikation im Vergleich zu den Kontrollgruppen. Rosuvastatin, ein synthetisches Statin, ging dabei als effektiver im Gegensatz zu den beiden anderen getesteten Statinen (Simvastatin, Atorvastatin) hervor. Und weder in präklinischen noch in klinischen Studien wurden unerwünschte Nebenwirkungen der Statinapplikation beschrieben.
Ob und wann bzw. in welcher Form Statine zukünftig für die therapeutische Verwendung abseits von Studien zur Verfügung stehen werden, steht noch nicht fest und da die Ergebnisse – vor allem im klinischen Bereich – hauptsächlich auf den Studien einer Forschungsgruppe basieren, bleibt deren Bestätigung noch abzuwarten. Es handelt sich aber auf jeden Fall um ein sehr spannendes Thema!
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Literatur:
(1) Statins in nonsurgical and surgical periodontal therapy. A systematic review and meta-analysis of preclinical in vivo trials. Bertl K, Steiner I, Pandis N, Buhlin K, Klinge B, Stavropoulos A. J Periodontal Res. 2017 Dec 6. doi: 10.1111/jre.12514. [Epub ahead of print] Review.
(2) The effect of local and systemic statin use as an adjunct to non-surgical and surgical periodontal therapy-A systematic review and meta-analysis. Bertl K, Parllaku A, Pandis N, Buhlin K, Klinge B, Stavropoulos A. J Dent. 2017 Dec;67:18-28. doi: 10.1016/j.jdent.2017.08.011. Review.