Die digitale Volumentomographie (DVT) wird aufgrund ihrer Fähigkeit, Gewebe in 3D zu registrieren, häufig bei der Behandlungsplanung in der Implantologie und im weiteren Behandlungsverlauf nach Implantation auch zur Beurteilung der bukkalen Knochendimensionen eingesetzt. Kann man aber der DVT Diagnostik immer vertrauen? Die Genauigkeit könnte bei Implantaten aufgrund von strahlhärtenden Artefakten von dem Implantatmaterial und/oder aufgrund der möglichen Rekonstruktion begrenzt sein und somit die Bildqualität beeinträchtigen (Schulze et al. 2011). Eine aktuelle Studie von Domic et al. (2020) hat sich mit diesem Thema beschäftigt. Im Rahmen dieser Studie wurde bei porcinen Knochenblöcken jeweils zwei Implantatbette mit variablen Abständen zur bukkalen Knochenoberfläche vorbereitet. Dadurch entstanden 3 Gruppen mit unterschiedlich dickem bukkalem Knochen (0,5-1mm, 1-1,5mm und 1,5-2mm) und bei der Hälfte der Präparate wurde eine bukkale Dehiszenz gesetzt. Neben der bukkalen Knochendicke wurden zusätzlich noch der Implantatdurchmesser und das Abutment-, Kronenmaterial als mögliche Einflussfaktoren auf die diagnostische Genauigkeit des DVT beurteilt. Anhand von DVT-Querschnittsbildern wurde erhoben, ob eine bukkale Dehiszenz vorhanden ist und wenn dies der Fall war, wurde die apiko-koronale Ausdehnung der Dehiszenz vermessen.
Während Abutment-, Kronenmaterial und Implantatdurchmesser keinen Einfluss auf die korrekte Beurteilung des bukkalen Knochens hatten, wies die bukkale Knochendicke einen signifikanten Effekt auf. Insbesondere wenn die bukkale Knochendicke ≤ 1,0 mm war, wurde in 90% der Fälle eine Dehiszenz diagnostiziert, obwohl sie gar nicht vorhanden war! Zusätzlich betrug der durchschnittliche Messfehler bei der Vermessung der Dehiszenzen mit dünnem bukkalem Knochen rund 1,6 mm.
Dementsprechend sollte das DVT für klinische Entscheidungen und auch bei wissenschaftlichen Untersuchungen zur Beurteilung des periimplantären Knochens im bukkalen Bereich von Titanimplantaten mit Vorsicht eingesetzt werden und wir sollten im Hinterkopf behalten, dass dünne Knochenlamellen in der Nähe von Implantaten oft nicht sichtbar sind!
Literatur
Domic D, Bertl K, Ahmad S, Schropp L, Hellén-Halme K, Stavropoulos A. Accuracy of cone beam computed tomography is limited at implant sites with a thin buccal bone. A laboratory study. J Periodontol. 2020 Aug 26. doi: 10.1002/JPER.20-0222. Online ahead of print.
Schulze R, Heil U, Gross D et al. Artefacts in CBCT: a review. Dentomaxillofac Radiol 2011; 40:265–273. 10.1259/dmfr/30642039
Foto © shutterstock 1119324824 | Elnur