„In der Therapie von vertikalen Knochendefekten bei ParodontitispatientInnen, was sind die mittel- bis langfristigen Vorteile von regenerativen und augmentativen Therapieansätzen im Vergleich zu einem alleinigen Open-Flap Debridement in Bezug auf klinische und radiologische Parameter sowie Zahnerhalt?“
Dieser sogenannten PICOS-Frage ging eine kürzlich publizierte systematische Übersichtsarbeit (Stavropoulos 2020) nach, in der die Daten von 30 randomisierten kontrollierten klinischen Studien mit einem Follow-up von zumindest 3 und bis zu 20 (!) Jahren ausgewertet wurden. Basierend auf den Ergebnissen einer Netzwerkmetanalyse, die 21 Studien inkludieren konnte, kamen die Autoren zu folgenden Schlussfolgerungen:
- Unter all den verglichenen Therapiemaßnahmen stellte sich das alleinige Open-Flap Debridement deutlich als am wenigsten effektiv
- Regenerative/augmentative Therapieansätze erzielten im Schnitt um 0,6-2,4 mm geringere Restsondierungstiefen sowie um 1,3-2,7 mm höheren klinischen Attachmentzugewinn.
- Die durchschnittlichen Restsondierungstiefen nach regenerativen/augmentativen Therapieansätzen lagen in 94% der untersuchten Gruppen < 5 mm, während dies nur bei 33% der Gruppen nach Open-Flap Debridement der Fall war.
- Die Zahnverlustrate aufgrund parodontaler Ursachen betrug bei regenerativen/augmentativen Therapieansätzen lediglich 0,4% und war ca. 7-mal niedriger im Vergleich zum Open-Flap Debridement.
- Kombinierte Therapieansätze [z.B. Knochen(ersatz)material und Membran oder Knochen(ersatz)material und Emdogain] wiesen eine Tendenz als effektivste Therapievarianten auf, jedoch konnte basierend auf der vorhandenen Evidenz keine klare Hierarchie für die unterschiedlichen Therapieansätze erstellt werden.
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Daher lautet die Antwort auf die Frage, ob regenerative Parochirurgie auch auf lange Sicht wirklich stabil bleibt, eindeutig: „Ja, die Ergebnisse sind auch auf lange Sicht stabil!“
Das bedeutet somit auch für unsere PatientInnen, dass sich die zusätzlichen Kosten für eine regenerative/augmentative Therapie auszahlen werden, da man sich dadurch zumeist auf lange Sicht die Kosten für einen Zahnersatz ersparen kann!
Literatur
Stavropoulos A, Bertl K, Spineli LM, Sculean A, Cortellini P, Tonetti M. Medium and Long-Term Clinical Benefits of Periodontal Regenerative/Reconstructive Procedures in Intrabony Defects: Systematic Review and Network Meta-Analysis of Randomized Controlled Clinical Studies. Journal of Clinical Periodontology (2020) epub.