Die Europäische Federation für Parodontologie (EFP) hat in den letzten Jahren zahlreiche Behandlungsrichtlinien erstellt, beispielsweise für ParodontitispatientInnen im Stadium I-III und für ParodontitispatientInnen im Stadium IV. Ganz aktuell erscheinen seit Beginn des Jahres die Publikationen, auf denen die Behandlungsrichtlinien für periimplantäre Erkrankungen basieren werden!
Diese Behandlungsrichtlinien werden demnächst publiziert werden, wir möchten euch aber jetzt schon einen Teil der Ergebnisse vorstellen. Wir kämpfen alle mit der Vorhersagbarkeit des Behandlungserfolges bei PatientInnen mit etablierten Periimplantitisläsionen und würden uns klare Behandlungsrichtlinien wünschen. Donos und Kollegen haben die systematische Übersichtsarbeit zur rekonstruktiven chirurgischen Periimplantitistherapie verfasst. Dabei versuchten sie folgende Fragestellung zu beantworten: „Können wir uns im Rahmen der chirurgischen Periimplantitistherapie durch eine rekonstruktive Therapie im Vergleich zu einem alleinigen, chirurgischen Debridement einen zusätzlichen klinischen Nutzen erwarten?“ Eine zweite Fragestellung innerhalb dieser systematischen Übersichtsarbeit war, ob die unterschiedlichen Materialien und Techniken, die uns zur Verfügung stehen, nach ihrer klinischen Effektivität geordnet werden können.
Leider ist jedoch die Antwort auf beide Fragen etwas ernüchternd und kann sehr kurz zusammengefasst werden. Basierend auf den bisher verfügbaren Studien kann weder der rekonstruktiven Therapie im Vergleich zum alleinigen, chirurgischen Debridement noch einem bestimmten Material beziehungsweise einer bestimmten Augmentationsmethode ein eindeutiger Vorteil zugeschrieben werden. Mehr im Detail konnte basierend auf klinischen Parametern (Sondierungstiefe, Blutung auf Sondieren) durch einen zusätzlichen rekonstruktiven Therapieansatz keine eindeutige Verbesserung erzielt werden. Dies könnte zumindest zum Teil auf die unterschiedlichen Defektmorphologien zurückzuführen sein, die nicht klar genug in den unterschiedlichen Studien zu trennen sind.
Was wir aber aus dieser Arbeit auf jeden Fall mitnehmen sollten, ist die Tatsache, dass die Rezidivrate auch nach chirurgischer Periimplantitistherapie sehr hoch ist. Es kann häufig eine erneute nicht-chirurgische und/oder chirurgische Therapie notwendig sein oder leider aber auch Implantatverluste auftreten. Um dies möglichst zu vermeiden oder zumindest frühzeitig erkennen und eingreifen zu können, müssen wir unsere PatientInnen strikt in eine regelmäßige, unterstützende Implantattherapie eingliedern!
Die chirurgische Therapie von Periimplantitisläsionen bleibt somit ein Mysterium mit vielen offenen Fragen, auf die wir hoffentlich in Zukunft durch neue klinische Studien nach und nach unsere Antworten bekommen!
Literatur
Donos N, Calciolari E, Ghuman M, Baccini M, Sousa V, Nibali L. The efficacy of bone reconstructive therapies in the management of peri-implantitis. A systematic review and meta-analysis. J Clin Periodontol. 2023 Jan 12. doi: 10.1111/jcpe.13775
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