Im Rückblick auf eine sehr erfolgreiche paroknowledge in Kitzbühel mit hervorragenden Vorträgen, tollen Gesprächen und vielen Denkanstößen, hat uns spätestens die Keynote Lecture von Herrn Wido Menhardt die Augen geöffnet: An einer Beschäftigung mit Künstlicher Intelligenz (KI) kommt man fast nicht vorbei. KI hat in den letzten Jahren in der Medizin und auch in der Zahnmedizin signifikante Fortschritte gemacht. Unter Vorbehalt der möglichen Gefahren, die eine Verwendung von KI birgt, reichen Ihre möglichen zukünftigen und teilweise schon realen Anwendungsgebiete von der Diagnose und Behandlungsplanung bis zur Verwaltung von Patientenakten und der Verbesserung der Patientenbetreuung.
Diagnose und Bildgebung
Eine der herausragenden Anwendungen von KI in der Zahnmedizin ist die Bildgebung und Diagnose. Traditionelle Röntgenbilder und 3D-Bildgebungsverfahren wie die digitale Volumentomographie (DVT) liefern eine Fülle von Daten, die von KI-Algorithmen analysiert werden können. Diese Algorithmen sind in der Lage, pathologische Veränderungen wie Karies, Parodontitis und Tumore mit hoher Genauigkeit zu erkennen. KI-Systeme können Zahnkaries auf Röntgenbildern mit einer Genauigkeit identifizieren, die an menschliche Expert*innen heranreicht oder diese sogar übertreffen könnte.
Behandlungsplanung
KI könnte Zahnärzt*innen auch bei der Behandlungsplanung unterstützen. Moderne Systeme nutzen Algorithmen, um 3D-Modelle von Zahnstrukturen zu erstellen und präzise Behandlungspläne für komplexe Eingriffe wie Implantationen oder kieferorthopädische Behandlungen zu entwickeln. Das Ziel dieser Systeme sind maßgeschneiderte Lösungen durch Berücksichtigung individueller anatomische Besonderheiten.
Verwaltung und Patientenbetreuung
Die Verwaltung von Patientenakten und die Verbesserung der Patientenbetreuung sind weitere Bereiche, in denen KI eine entscheidende Rolle spielen könnte. KI-gestützte Systeme können große Mengen an Patientendaten effizient verwalten, Termine automatisch koordinieren und Patient*innen an notwendige Nachsorgeuntersuchungen erinnern. Darüber hinaus können Chatbots, die mit KI-Technologie betrieben werden, Patient*innen rund um die Uhr Antworten auf häufige Fragen geben und sie bei der Terminvereinbarung unterstützen, wodurch die Arbeitsbelastung des Praxispersonals verringert werden könnte.
Präventive Zahnmedizin
Ein weiterer bedeutender Vorteil der KI in der Zahnmedizin ist die präventive Versorgung. Durch die Analyse von Patientendaten können KI-Systeme Vorhersagen über das Risiko von Zahnerkrankungen treffen und individuelle Präventionsstrategien entwickeln. So können Patient*innen frühzeitig gewarnt und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um die Entstehung von Erkrankungen zu verhindern. Studien zeigten, dass dies die langfristigen Gesundheitskosten senken und die Lebensqualität der Patient*innen verbessern kann.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Trotz der vielen Vorteile gibt es auch Herausforderungen bei der Integration von KI in die Zahnmedizin. Dazu gehören Datenschutzbedenken, die Notwendigkeit standardisierter Datenformate und die Sicherstellung der Interpretierbarkeit der Algorithmen. Es ist entscheidend, dass zahnmedizinische Fachkräfte in der Nutzung dieser Technologien geschult werden, um deren volles Potenzial auszuschöpfen und keine Schäden zu verursachen.
Die Zukunft der KI in der Zahnmedizin ist vielversprechend. Wie der Vortragstitel von Herrn Menhardt „KI – Freund oder Feind“ vermuten lässt, muss man sich der Herausforderungen und Limitationen bewusst sein, um das Potential von künstlicher Intelligenz zu nutzen.
Quellen
- Schwendicke, F., Samek, W., Krois, J. (2020). Artificial Intelligence in Dentistry: Chances and Challenges. Journal of Dental Research, 99(7), 769-774.
- Shan T, Tay FR, Gu L. Application of Artificial Intelligence in Dentistry. J Dent Res. 2021 Mar;100(3):232-244
- Joda, T., Waltimo, T., Probst-Hensch, N., et al. (2020). Health Data in Dentistry: An Attempt to Master the Digital Challenge. Public Health Genomics, 23(1-2), 25-31..
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