Die Parodontale Grunduntersuchung* liefert einen ersten Überblick, ob eine weiterführende parodontale Befunderhebung nötig ist. Ab PGU Grad 3 wird dies empfohlen. Manchmal steckt jedoch etwas ganz anderes hinter einer erhöhten Sondierungstiefe.
Wenn Pus aus dem Parodontium austritt, läuten die Alarmglocken – eine primäre Parodontitis liegt in den meisten Fällen vor. Wer jedoch bei einer parodontalen Grunduntersuchung nur an einem Zahn der Dentition eine erhöhte Sondierungstiefe feststellt, sollte nicht nur durch die „parodontale Brille“ sehen sondern den Blick auf die Zahnhartsubstanz richten. Gibt es überstehende Restaurationen? Ist der Zahn wurzelbehandelt? Wenn nein, ist er noch vital? Liegt vielleicht auch noch ein Stift vor und sieht man sogar auf dem Kleinbild einen parodontalen Abbau bis zum apikalen Ende des Stifts, dann liegt der Verdacht einer Fraktur nahe.
Im folgenden Patientenfall war die Ursache für die erhöhte Sondierungstiefe jedoch nicht eindeutig zuordenbar: die Patientin kam mit Schmerzen in Regio 37 in die Ordination. Sondierungstiefe bei 10 mm, BoP+, Pusaustritt. Eine primäre endodontische Ursache war nicht eindeutig feststellbar, da der Zahn auf den Sensibilitätstest positiv reagierte. Eine subgingivale Reinigung und Spülung brachte keine Besserung. Nach Durchtrennung der Brücke wurde eine Wurzelbehandlung begonnen. Ein Nadelröntgen ergab letztlich einen Hinweis auf eine „Perforation“. Der Zahn wurde als nicht erhaltungswürdig eingestuft.
Die Extraktion brachte letztlich eine massive Resorption in der mesialen Wurzel zu Tage.
Bei klassischen Endo-Paroläsionen bringt meistens die Wurzelbehandlung per se den Erfolg der Remineralisation des Knochens und des Verschwindens lokal erhöhter Sondierungstiefen. In seltenen Fällen sind diese Läsionen mit zusätzlichen Resorptionen vergesellschaftet, die laut einem Case-Report jedoch mitunter nicht per se eine Extraktion nach sich ziehen (Komabayashi et al., 2012).
A | B | C |
Abbildung: KB 37 zeigt einen ausgeprägten parodontalen Defekt zirkulär (A), insbesondere mesial, das Nadelröntgen (B) zeigt die Via falsa und lässt nun auch die Resorption in der mesialen Wurzel besser erkennen (C).
* http://www.oegp.at/aerztinnen/pgu-die-grunduntersuchung/
Literatur: Komabayashi T, Zhu Q. Internal and external resorption in a lower molar with an associated endodontic-periodontic lesion: a case report. Aust Endod J. 2012 Aug;38(2):80-4.
Autor: Univ.-Ass. Dr. Hady Haririan, MSc