Ist sie bei parodontal geschädigter Restbezahnung antiquiert oder doch zeitgemäß?
Autor: Dr. Lukas Fürhauser
Die teleskopierende Restauration ist eine bewährte und gut dokumentierte Versorgungsmöglichkeit, die über die Jahre ein wenig in Vergessenheit geraten ist und in Zeiten der festsitzenden Versorgungsmöglichkeiten vielleicht antiquiert erscheint.
Jedoch die Möglichkeit Pfeiler mithilfe von Implantaten zu vermehren und diese mit der Restbezahnung des Patienten gemeinsam zu nutzen (Krennmair et al. 2017), macht die teleskopierende Versorgung hinsichtlich der Minimalinvasivität wieder sehr zeitgemäß. Zusätzlich gibt sie die Möglichkeit Zähne in das Versorgungskonzept miteinzubeziehen, die für eine festsitzende Versorgung zu fragwürdig erscheinen. Besonders Zähne mit erhöhtem Mobilitätsgrad zeigen bei konventionellen abnehmbaren Versorgungen oftmals keinen parodontalen Therapierfolg aufgrund ständiger Überbelastung durch ein sekundäres okklusales Trauma. Eine Studie von Chen et al. (2017) zeigt den biomechanischen Vorteil bei der Stabilisierung von Zähne mit reduziertem Attachment durch den Verbund mit Implantaten in einer teleskopierenden Arbeit. Durch die körperhafte jedoch nicht starre Verblockung der Zähne zeigt sich bei suffizienter parodontaler Folgetherapie eine Verbesserung des Lockerungsgrades und eine Verbesserung des Langzeitüberlebens der Pfeilerzähne. Durch die parallele Krafteinwirkung und gleichzeitiger Reduktion von Torquekräften besteht eine besonders gute Stabilisierung von hypermobilen Zähnen (Yalisove et al. 1977).
Wenn es zu einem Pfeilerverlust kommt, ist die teleskopierende Arbeit ohne großen technischen Aufwand erweiterbar und bedeutet meistens keinen Verlust der Gesamtversorgung. Eine retrospektive Studie von Guarneri et al. (2018) untersuchte 36 teleskopierende Versorgungen mit einer Beobachtungszeit von 15 Jahren und zeigte eine Versorgungsüberlebensrate von 100% trotz Pfeilerverlusten.
Darüberhinaus ist die Erleichterung der Reinigung durch die Abnehmbarkeit der Arbeit besonders bei Patienten mit Parodontitis ein großer Vorteil, da die tägliche Hygiene beschleunigt und gleichzeitig verbessert ist.
Somit stellt die Teleskoparbeit bei reduzierter Restbezahnung hinsichtlich Stabilisierung, Reinigungsmöglichkeit und Erweiterbarkeit eine voraussagbar langlebige Versorgungsmöglichkeit dar und ist immer noch zeitgemäß.
Abb. 1: Patientin mit reduziertem Restzahnbestand im Jahre 1994 – teleskopierende pontikartige Versorgung.
Abb. 2: Gleiche Patientin nach einer Tragedauer der Teleskoparbeit von 24 Jahren im Jahr 2018 und 100% Pfeilerüberlebensrate.
Krennmair G, Krainhöfner M, Waldenberger O, Piehslinger E.
Dental implants as strategic supplementary abutments for implant-tooth-supported telescopic crown-retained maxillary dentures: a retrospective follow-up study for up to 9 years.
Int J Prosthodont. 2007 Nov-Dec;20(6):617-22.
Chen Y, Wang C, Huang Y, Feng T, Zou H, Fan Y.
Biomechanical evaluation of the natural abutment teeth in combined tooth-implant-supported telescopic prostheses: a three-dimensional finite element analysis. Comput Methods Biomech Biomed Engin. 2017 Jul;20(9):967-979
Yalisove Il, Dietz J.
Telescope Prosthetic Therapy: Biomechanis of the Crown and Sleeve-Coping Prosthesis. Philadelphia: Strickley, 1977
Guarnieri R, Ippoliti S.
Restoration of Periodontally Compromised Dentitions Using Telescopic Full-Arch Retrievable Prosthesis Supported by Tooth-Implant Combination: A Long-Term Retrospective Study.
Int J Periodontics Restorative Dent. 2018 Mar/Apr;38(2):217-224.
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