Die neue Klassifikation für parodontale & peri-implantäre Erkrankungen
Chicago, November 2017 – fast 20 Jahre nach der Klassifikation des World Workshop der AAP 1999 war es Zeit für eine Überarbeitung! Diesmal erarbeiteten die EFP und AAP gemeinsam ein neues Schema parodontaler Erkrankungen. Ende Juni bei der EuroPerio9 in Amsterdam war es endlich soweit – die finalen Fassungen gingen online und die lang erwartete Klassifikation wurde präsentiert!
Doch was ist neu, was blieb bestehen und was hat sich geändert? Experten aus Amerika und Europa haben sich in 4 Gruppen aufgeteilt um folgende Bereiche in der neuen Klassifikation aufzuarbeiten und abzudecken:
1. Parodontale Gesundheit und gingivale Erkrankungen und Zustände auf einem intakten und reduzierten Parodont
Es wurde das klinische Bild parodontaler Gesundheit und gingivaler Erkrankung beschrieben. Beides kann sowohl auf einem intakten Parodont als auch auf einem reduzierten Parodont auftreten und dementsprechend wird nun in der neuen Klassifikation auch der Zustand nach einer erfolgreichen parodontalen Therapie berücksichtigt. So kann ein erfolgreich therapierter Parodontitis-Patient nun beispielweise als parodontal gesund auf einem reduzierten Parodont eingestuft werden. Als Hauptunterscheidungskriterium zwischen parodontal gesund und einer Gingivitis wird die Abwesenheit oder das Vorhandensein von „Blutung auf Sondieren“ angesehen – die Grenze wurde hier mit 10% festgelegt. Die gingivalen Erkrankungen werden zusätzlich wie 1999 in zwei große Gruppen unterteilt: (1) Plaque-induzierte gingivale Erkrankungen und (2) Nicht-Plaque-induzierte gingivale Erkrankungen.
2. Parodontitis
Das Diskutieren über aggressive und chronische Parodontitis hat nun ein Ende – in diesem Bereich gab es wohl die größten Umstellungen! Die Begriffe aggressive und chronische Parodontitis tauchen in der neuen Klassifikation nicht mehr auf, denn alles wird nun unter „Parodontitis“ zusammengefasst, aber mit einem „Staging & Grading System“ versehen. Während sich das „Staging” hauptsächlich auf den Schweregrad und die Behandlungskomplexität bezieht, berücksichtigt das „Grading” die Progressionsrate der Erkrankung. Desweiteren wurde die Klassifikation zu nekrotisierenden Parodontalerkrankungen, Paro-Endo-Läsionen und parodontalen Abszessen überarbeitet.
3. Parodontale Manifestation systemischer Erkrankungen und entwicklungsbedingte sowie erworbene Zustände
Auch in den folgenden Themenbereichen wurde die Klassifikation von 1999 auf den neuesten wissenschaftlichen Stand gebracht: (1) Parodontale Manifestation systemischer Erkrankungen und Zustände, (2) Mukogingivale Zustände an natürlichen Zähnen, (3) traumatische okklusale Kräfte und okklusales Trauma und (4) Zahnprothesen- und zahnbezogene Faktoren. Beispielsweise ist nun auch eine Empfehlung für eine Klassifikation von gingivalen Rezession enthalten, die sich primär auf das interdentale Attachmentniveau stützt; zusätzlich sollte der gingivale Phänotyp und allfällige zervikale Läsionen in der Diagnostik berücksichtigt werden.
4. Peri-implantäre Erkrankungen und Zustände
Erstmals finden nun auch peri-implantäre Erkrankungen und Zustände Einzug in die Klassifikation: (1) peri-implantäre Gesundheit, (2) peri-implantäre Mukositis, (3) Peri-Implantitis und (4) Weich- und Hartgewebsdefizite. Die vorgestellten Diagnosekriterien sollen uns helfen nun auch bei Implantaten die richtige Diagnose einfacher und vor allem auch einheitlicher zu stellen, um patienten-bezogen besser diskutieren zu können.
Die Konsensus-Berichte werden momentan auf deutsch übersetzt und werden ab Herbst für alle ÖGP-Mitglieder erhältlich sein! Alle original, in englisch verfassten Konsensus-Berichte und Übersichtsarbeiten sind frei zugänglich unter:
https://onlinelibrary.wiley.com/toc/1600051x/2018/45/S20
Copyright © EFP & Wiley JCP Volume 45, Issue S20