Wie groß ist das Risiko für Komplikationen wirklich, wenn wir die Windungen beim Implantat runterschleifen…?
Für eine möglichst effiziente Dekontamination der Implantatoberfläche im Rahmen einer chirurgischen Periimplantitis-Therapie ist es empfohlen, die suprakrestalen und/oder bukkal freiliegenden Implantatoberflächen mittels Implantoplastik zu modifizieren (Abbildung 1; Romeo et al. 2005 & 2007, Matarasso et al. 2014). Jedoch führt eine Implantoplastik unweigerlich zu einer Reduktion des Implantatdurchmessers. Daher könnten sich durch die Implantoplastik die mechanischen Eigenschaften des Implantates verändern und im schlimmsten Fall könnte ein Implantatbruch – das ‚Worst-Case’-Szenario – die Folge sein…
Dementsprechend ist es für den klinischen Alltag interessant zu wissen, wie groß die Komplikationsrate nach einer Implantoplastik wirklich ist. Anhand einer systematischen Literaturübersicht (Eren 2018) wurden alle Studien zum Thema Implantoplastik auf mögliche Komplikationen hin untersucht und ergaben in Bezug auf Implantatbruch nach einer Implantoplastik folgende Ergebnisse:
- 14 klinische Studien (182 Implantate) à kein Implantatbruch
- 2 präklinische Studien à kein Implantatbruch
- 4 in vitro Studien à die maximale Belastbarkeit von Implantaten mit 4 mm Durchmesser kann nach einer Implantoplastik reduziert sein
.
Nichtsdestotrotz kann im klinischen Alltag ein Implantatbruch trotz vorsichtiger Implantoplastik auftreten (Abbildung 2). Insgesamt scheint es sich aber um eine sehr seltene Komplikation zu handeln, da in der Fachliteratur nichtmal ein Fallbericht gefunden werden konnte! Aufgrund dessen und aufgrund der positiven klinischen Ergebnisse nach einer chirurgischen Periimplantatitis-Therapie mit Implantoplastik (Romeo et al. 2005 & 2007) ist diese Technik bei richtiger Indikation als empfehlenswerte Therapiemethode anzusehen.
Abbildung 1. An den Implantaten in Regio 11 und 21 wurde intraoperativ bukkal und an den suprakrestalen Anteilen eine Implantoplastik durchgeführt (Fotoarchiv der Abteilung für Parodontologie, Universität Malmö).
Abbildung 2. Röntgenbild eines Implantats in Regio 15 zirka 3 Jahre nach Implantoplastik ‒ der Pfeil zeigt den Bruch an der mesialen Seite des Implantats an (Fotoarchiv der Abteilung für Parodontologie, Universität Malmö).
Literatur
Eren, S. 2018: Biologische und mechanische Komplikationen im Rahmen einer Implantoplastik -Eine systematische Übersichtsarbeit. Masterarbeit im Rahmen des Universitätslehrganges „Paromaster“ an der Medizinischen Universität Wien
Matarasso, S., V. Iorio Siciliano, M. Aglietta, G. Andreuccetti, and G. E. Salvi. 2014. “Clinical and Radiographic Outcomes of a Combined Resective and Regenerative Approach in the Treatment of Peri-Implantitis: A Prospective Case Series.” Clinical Oral Implants Research 25 (7): 761–67. https://doi.org/10.1111/clr.12183.
Romeo, E. , M. Ghisolfi, N. Murgolo, M. Chiapasco, D. Lops, and G. Vogel. 2005. “Therapy of Peri-Implantitis with Resective Surgery. A 3-Year Clinical Trial on Rough Screw-Shaped Oral Implants. Part I: Clinical Outcome.” Clinical Oral Implants Research 16 (1): 9–18. https://doi.org/10.1111/j.1600-0501.2004.01084.x.
Romeo, E. , D. Lops, M. Chiapasco, M. Ghisolfi, and G. Vogel. 2007. “Therapy of Peri- Implantitis with Resective Surgery. A 3-Year Clinical Trial on Rough Screw-Shaped Oral Implants. Part II: Radiographic Outcome.” Clinical Oral Implants Research 18 (2): 179– 87. https://doi.org/10.1111/j.1600-0501.2006.01318.x.