Wirksamkeit von (nicht antibiotischen) Zusätzen & zusätzlichen therapeutischen Anwendungen
Es ist wissenschaftlich unbestritten, dass ein erneutes subgingivales Debridement bei Wiederauftreten von erhöhten Sondierungstiefen (ST) während der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) indiziert ist.
Die systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse von Elena Calciolari1 et al. untersuchte die Wirksamkeit von nicht antibiotischen Zusätzen sowie zusätzlichen therapeutischen Anwendungen bei Resttaschen und/oder Rezidiven während der UPT in Kombination zur erneuten subgingivalen Instrumentierung in Bezug auf Reduktion der ST und Attachmentgewinn. Es konnten 12 Studien eingeschlossen werden, wobei nur 3 Studien die Kriterien für eine Metaanalyse erfüllten.
Die zusätzliche Anwendung der photodynamischen Therapie führte der Metaanlayse zufolge nicht zu einer signifikanten Reduktion der ST und Steigerung des CAL Gewinns im Vergleich zum alleinigen subgingivalen Debridement nach 3 bzw. 6 Monaten.
Ebenso führten antiseptische Zusätze in unterschiedlichsten Applikationsformen (Mundspülung, Taschenspülung, Zahnpaste, Gel) nicht zu klinisch relevanten und signifikanten Verbesserungen in Bezug auf ST Reduktion und CAL Gewinn.
Allein die Kombination erneute subgingivale Reinigung und 1) Probiotika in Form von Lutschtabletten oder 2) Supplementierung von Vitamin D und Calcium zeigte (jeweils basierend auf einer Studie) im Vergleich zur alleinigen subgingivalen Reinigung eine signifikante Verbesserung der untersuchten parodontalen Parameter.
Eine evidenzbasierte Aussage und eindeutige klinische Empfehlung ist aufgrund der extremen Heterogenität der Studien (Studienpopulation, angewandte Parodontitisdefinition, Berücksichtigung des Rauchstatus, Art des angewandten Zusatzes, Art und Protokoll der Verabreichung und Beobachtungszeitraum) schwer zu treffen.
Der Effekt der meisten zusätzlichen Therapien wurde bislang als Kombination in der Initialtherapie untersucht. Bezüglich ihrer Indikation in der UPT besteht eine Wissenslücke, was einen Anreiz für zukünftige Studien darstellen sollte!
Was können wir im Sinne der Evidence Based Dentistry aus dieser systematischen Übersichtsarbeit nun in unserer täglichen Praxis umsetzen?
Bei Auftreten von Taschenrezidiven kann eine Supplementierung von Calcium und Vitamin D bzw. die Gabe oraler Probiotika zu einer zusätzlichen Reduktion der ST und Steigerung des CAL Gewinns führen und so auch ggf. die Notwendigkeit von weiterführenden parodontalchirurgischen Interventionen reduzieren und damit den Patientenkomfort erhöhen.
Als verfügbare orale Probiotika in Form von Lutschtabletten können beispielsweise GUM® PerioBalance® (Sunstar) sowie das kürzlich auf der paroknowledge 23 vorgestellte neue PerioPro+DTM (vertrieben durch NICApur® Micronutrition GmbH ) genannt werden (unbezahlte Werbung).
Quelle:
1) The efficacy of adjunctive periodontal therapies during supportive periodontal care in patients with residual pockets. A systematic review and meta-analysis.
Calciolari E, Ercal P, Dourou M, Akcali A, Tagliaferri S, Donos N.
J Periodontal Res. 2022 Aug;57(4):671-689. doi: 10.1111/jre.13001. Epub 2022 May 17. PMID: 35579234
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